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Nierenkrebs entsteht durch die maligne (bösartige) Veränderung und Wucherung einzelner Zellen der Niere. Diese Wucherungen können von verschiedenen Nierengeweben ausgehen und gesundes Gewebe verdrängen. Mit Abstand der häufigste Nierenkrebs ist das Nierenzellkarzinom. Dieses betrifft meist nur eine der beiden Nieren, weshalb Patienten nur selten Probleme mit der Harnausscheidung haben.
Nierenkrebs macht circa 2% aller Krebserkrankungen aus. Bei den meisten Betroffenen wird Nierenkrebs früh festgestellt und kann entsprechend behandelt werden. Bei einer frühen Diagnose ist die Prognose bei einem Nierentumor günstig.
Neben dem Nierenzellkarzinom fällt außerdem das seltene Nierenbeckenkarzinom, welches sich aus Gewebe des Harntraktes entwickelt, unter den Begriff Nierenkrebs.
Weitere Krebsarten sind hier Lymphome, Sarkome, Nephroblastome (Wilms-Tumor), Embryonalkarzinome oder Neuroblastome. Der Krebs muss nicht zwangsläufig vom Nierengewebe ausgehen, sondern kann auch aus den Metastasen anderer Krebsarten, etwa Lymphkrebs, Lungenkrebs oder Brustkrebs, entstehen.
Nierenkrebs macht nur circa 2% aller Krebserkrankungen aus und ist somit eine relativ seltene Tumorerkrankung. In Deutschland erkranken jährlich circa 15.000 Menschen am Nierenkarzinom.
Junge Menschen sind selten betroffen. So liegt das mittlere Erkrankungsalter bei Männern bei 68 Jahren und bei Frauen bei 71 Jahren. Männer erkranken dabei fast doppelt so häufig wie Frauen.
Schätzungen des Robert-Koch-Instituts zu Häufigkeiten, Sterberate und Überlebensrate bei Nierenkrebs, 2016.⁴
Eine genaue Nierentumor Ursache konnte bisher nicht identifiziert werden. Allerdings scheinen bestimmte Faktoren das Risiko für Nierenkrebs zu erhöhen. Zu diesen Risikofaktoren gehören:
Zusätzlich zu diesen Risikofaktoren spielt bei Nierenzellkarzinomen auch die familiäre Disposition eine Rolle. Der Krebs tritt häufig bei Patienten mit komplexen erblichen Erkrankungen wie dem Von-Hippel-Lindau-Syndrom oder der Tuberösen Sklerose auf.¹⁵
Nierenkrebs bereitet insbesondere in frühen Stadien kaum Beschwerden. Entsprechend wird bei mehr als der Hälfte der Patienten Nierenkrebs zufällig entdeckt, etwa bei einer aus anderen Gründen durchgeführten Ultraschall- oder Vorsorgeuntersuchung.
Gelegentlich zeigen sich jedoch auch bei einem Nierenkarzinom Symptome, die auf den Nierentumor hinweisen können. Typische Nierentumor Symptome sind:
Zusätzlich zu solch spezifischen Nierenkarzinom Symptomen zeigen sich bei Nierentumoren auch unspezifische Beschwerden, wie:
Nierenkarzinome zeigen nur selten spezifische Symptome. Das ist sehr problematisch, denn bei Krebs gilt: Je früher die Diagnose gestellt wird, desto erfolgversprechender ist eine Behandlung und desto höher sind die Heilungschancen!
❗️Solltest Du die oben genannten Symptome an Dir erkennen, solltest Du ohne Zögern einen Arzt aufsuchen. Das gilt insbesondere dann, wenn Du zu der Risikogruppe für Nierentumore gehörst (siehe oben: Risikofaktoren).
Bei einem Verdacht auf Nierenkrebs werden verschiedene Untersuchungen eingeleitet. Diese können helfen, eine genaue Krebs Diagnose zu stellen. Mögliche Untersuchungen sind in der S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms - Version 2.0 aus dem Jahr 2020 zusammengefasst. Die wichtigsten Methoden sind neben der körperlichen Untersuchung die Blutuntersuchung, die Ultraschalluntersuchung, die Computertomographie sowie die Biopsie.
Wie bei anderen Krebsarten gilt: Je früher Nierenkrebs erkannt und behandelt wird, desto besser ist die Prognose. Zu Beginn ist das Nierenzellkarzinom auf die Niere beschränkt. Erst wenn der Tumor wächst, können die bösartigen Wucherungen nahegelegenes Gewebe sowie Lymphknoten und Organe befallen und Tochtergeschwülste, sogenannte Metastasen, bilden.
Nierenkrebs wird, wie andere Tumore auch, nach der TNM-Klassifikation in verschiedene Stadien unterteilt. Die Klassifikation erfolgt dabei in Abhängigkeit von
Beispiel: T1 N0 M0 zeigt einen kleinen, auf die Niere begrenzten Tumor ohne Lymphknotenbefall und ohne Metastasen an.
Die exakte Einteilung eines Nierentumors in die Nierenkarzinom TNM Stadien ist meist erst nach der operativen Entfernung des Tumors möglich.
Ausgehend von den Nierenkarzinom TNM Stadien wird Nierenkrebs in die Stadien I bis IV eingeteilt.
Wird Nierenkrebs frühzeitig erkannt, stehen die Nierenkrebs Heilungschancen gut. Voraussetzung ist natürlich eine angemessene und rechtzeitige Behandlung, denn sobald der Krebs gestreut und andere Organe und Lymphknoten befallen hat, wird die Nierenkrebs Prognose schon schlechter.
Welche Behandlungsmethode bei Nierenkrebs angewandt wird hängt von dem Tumorstadium (Größe, Lage, Ausdehnung und Aggressivität des Tumors) sowie von individuellen Faktoren der Patienten, zum Beispiel von deren Alter, ab. Je nach Befund stehen verschiedene operative oder medikamentöse Maßnahmen zur Verfügung.
Hat der Nierentumor noch keine Metastasen in andere Organen gestreut, ist eine Operation die vielversprechendste Behandlungsmethode. Ziel ist hier die vollständige Nierenkrebs Heilung. Hingegen wird bei metastasiertem Nierenkrebs eine systemische Behandlung mit Medikamenten oder die Durchführung von symptomlindernden Operationen empfohlen.
Wenn der Nierenkrebs noch nicht in Lymphknoten oder ferne Organe gestreut hat, ist die Entfernung des Tumors eine vielversprechende Behandlungsmethode. Bei der Standardtherapie beim Nierenzellkarzinom wird dabei die komplette befallene Niere entfernt (Nephrektomie). Dies geschieht häufig durch die Laparoskopie, eine sogenannte Schlüssellochtechnik. Sind bereits angrenzende Lymphknoten befallen, werden auch diese entfernt. Die Aufgaben der entfernten Niere werden von der gesunden übernommen. Das Ziel dieser Operation ist die vollständige Heilung von Nierenkrebs.²³
Bei kleinen Tumoren reicht es häufig aus, wenn nur ein Teil der Niere entfernt wird. Eine solche organerhaltende Operation ist besonders dann sinnvoll, wenn die Patienten nur noch eine Niere haben oder die zweite Niere nicht richtig arbeitet. Denn bei einem beidseitigen Nierenverlust sind die Patienten auf eine regelmäßige Blutwäschen, die sogenannte Dialyse, angewiesen.
Nicht immer ist die (Teil-)Entfernung der Niere sinnvoll - etwa wenn das Nierenzellkarzinom bereits in Lymphknoten oder ferne Organe gestreut hat. In dieser sogenannten palliativen Situation ist die Entfernung von Tumoren nur in Kombination mit einer systemischen Therapie erfolgversprechend.
Alternativ kann bei metastasierendem Nierenkrebs die Resektion von Metastasen in anderen Organen sinnvoll sein. Auch die Tumorembolisation, welche vor allem bei älteren Patienten angewandt werden, ist eine Behandlungsoption beim Nierenkarzinom. Dabei wird das Blutgefäß, welches zur Niere führt, mit einem Katheter verschlossen, sodass der Tumor nicht mehr mit Blut versorgt wird und aufhört zu wachsen. Dies kann zumindest kurzfristige Effekte erbringen.
Hat der Nierenkrebs bereits in entfernte Organe Metastasen gestreut, kann das Zurückdrängen des Tumors durch eine systemische Therapie sinnvoll sein. Hier werden verschiedene Medikamente angewandt, welche im gesamten Körper - also systemisch - wirken. Mit der systemischen Therapie können Beschwerden gelindert und die Lebensqualität verbessert werden.
✔ Immuntherapie: Das Immunsystem kann neben fremden Substanzen (z.B. Viren) auch krankhafte Zellen wie Tumorzellen bekämpfen. Die Immuntherapie setzt hier an: So wird das Immunsystem durch bestimmte Substanzen (z.B. Interferone, Interleukine) angeregt, Nieren-Krebszellen zu erkennen und zu beseitigen.
✔ Antikörpertherapie: Bei der Antikörpertherapie handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Immuntherapie. Bei metastasiertem Nierenkrebs werden sogenannte PD-1-Inhibitor Nivolumab verabreicht.
✔ Targeted Therapy: Bei Nierenzellkarzinomen kommt auch eine molekulare, zielgerichtete Therapie in Frage. Diese richtet sich gegen Botenstoffe, Bindungsstellen für Botenstoffe sowie die Signalwege in den Zellen und beeinflussen somit das Tumorwachstum.
✘ Chemotherapie: Bei der zytostatischen Behandlung (Chemotherapie) werden schnell wachsende Tumorzellen abgetötet. Da die Chemotherapie beim Nierenzellkarzinom kaum Wirkung zeigt, findet sie bei Nierenkrebs keine Anwendung.
✘ Strahlentherapie: Nierenzellkarzinome sind unempfindlich gegenüber Strahlung. Entsprechend wird die Strahlentherapie nur im Endstadium zur Schmerzlinderung eingesetzt.
Bei alten oder gesundheitlich stark vorbelasteten Patienten sind die klassischen Behandlungsmethoden nicht immer Mittel der Wahl. Sinnvoll hingegen kann hier das Aktive Zuwarten sein. Dabei wird der Tumor regelmäßige kontrolliert (z.B. per Ultraschall) und nur dann aus der Niere entfernt, wenn das Risiko einer Metastasierung steigt und der Tumor sehr schnell wächst. Eine andere Möglichkeit bei vorbelasteten und alten Patienten sind ablative Therapieverfahren. Dieses beinhaltet die Behandlung und im Idealfall die Zerstörung des Nierenzellkarzinoms mit Kälte (Kryoablation) oder Wärme (Radiofrequenzablation).
Nach der medizinischen Behandlung von Nierenkrebs beginnen Nachsorge und Rehabilitation. Dabei werden eventuelle Folgen der Nierentumor Therapie behandelt, das Wiederauftreten der Krebskrankheit beobachtet und die Patienten psychisch, körperlich und sozial unterstützt.
Die beste Prävention von Nierenkrebs ist das Meiden der (vermeidbaren) Risikofaktoren und ein gesunder Lebensstil. Dazu gehören der Verzicht auf Rauchen und Alkohol, regelmäßige Bewegung und eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Zusätzlich sollten bestimmte Substanzen wie Asbest oder Cadmium sowie die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln gemieden werden.
Zusätzlich sollte Personen mit einem besonders hohen Risiko sowie Personen in der zweiten Lebenshälfte regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen gehen und ein Ultraschall der Niere machen lassen. So können Nierentumore frühzeitig entdeckt und behandelt werden. Denn: Je früher Nierenkarzinome diagnostiziert werden, desto besser sind die Chancen auf Heilung und ein gesundes, langes Leben!
¹https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Nierenkrebs/nierenkrebs_node.html;jsessionid=B283B168A4CB5F17D44AE75F2260A43D.2_cid290
²https://onkologie.bayer.de/fuer-patienten/nierenkrebs
³https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/KID2012.pdf?__blob=publicationFile
⁴https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Nierenkrebs/nierenkrebs_node.html;jsessionid=B283B168A4CB5F17D44AE75F2260A43D.2_cid290
⁵https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/KID2012.pdf?__blob=publicationFile
⁶https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/KID2012.pdf?__blob=publicationFile
⁷Hunt, J. D., Van Der Hel, O. L., McMillan, G. P., Boffetta, P., & Brennan, P. (2005). Renal cell carcinoma in relation to cigarette smoking: meta‐analysis of 24 studies. International journal of cancer, 114(1), 101-108.
⁸Karami, S., Daugherty, S. E., & Purdue, M. P. (2015). A prospective study of alcohol consumption and renal cell carcinoma risk. International journal of cancer, 137(1), 238-242.
⁹Renehan, A. G., Tyson, M., Egger, M., Heller, R. F., & Zwahlen, M. (2008). Body-mass index and incidence of cancer: a systematic review and meta-analysis of prospective observational studies. The Lancet, 371(9612), 569-578.
¹⁰Chow, W. H., Gridley, G., Fraumeni Jr, J. F., & Järvholm, B. (2000). Obesity, hypertension, and the risk of kidney cancer in men. New England Journal of Medicine, 343(18), 1305-1311.
¹¹https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/KID2012.pdf?__blob=publicationFile
¹²Port, F. K., Ragheb, N. E., Schwartz, A. G., & Hawthorne, V. M. (1989). Neoplasms in dialysis patients: a population-based study. American journal of kidney diseases, 14(2), 119-123.
¹³https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/KID2012.pdf?__blob=publicationFile
¹⁴https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/KID2012.pdf?__blob=publicationFile
¹⁵https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Nierenzellkarzinom/Version_2/LL_Nierenzellkarzinom_Langversion_2.0.pdf
¹⁶https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Nierenzellkarzinom/Version_2/LL_Nierenzellkarzinom_Langversion_2.0.pdf
¹⁷Wittekind, C. (2016). TNM: Klassifikation maligner Tumoren. John Wiley & Sons.
¹⁸Berg-Schlosser, V. (1988). Radiologische Diagnostik maligner Nierentumoren. Dtsch Ärztebl, 85, 390-394.
¹⁹https://www.experten-sprechstunde.de/nierenzellkarzinom_nierenkrebs_weiter_leben_durch_gezielte_behandlung_nexavar_sorafenib_spezialist_prof_dr_andres_jan_schrader_experte
²⁰https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/nierenkrebs/nachsorge-prognose-verlauf.html
²¹Classen, M. (Ed.). (1999). Rationelle Diagnostik und Therapie in der inneren Medizin: ein Beitrag zur Qualitätssicherung in Klinik und Praxis. Urban & Schwarzenberg.
²²https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/nierenkrebs/nachsorge-prognose-verlauf.html
²³Gilbert, N. (2020). Operative Behandlung von Lungenmetastasen beim Nierenzellkarzinom. Aktuelle Urologie, 51(03), 271-274.
²⁴https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/62975/Aminosaeuren-lassen-Niere-wachsen
²⁵https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Nierenzellkarzinom/Version_2/LL_Nierenzellkarzinom_Langversion_2.0.pdf
²⁶https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/therapieformen/molekularbiologische-therapie.html