Depressionen mindern die sexuelle Lust und können Erektionsstörungen verursachen. Gleichzeitig kann eine Erektile Dysfunktion Selbstzweifel und depressive Symptome auslösen. Ein Teufelskreis, aus dem Du jedoch entkommen kannst!
Letzte Änderung: 23.04.2021
Depressionen können Ursache und Folge von Erektionsstörungen sein
Bei depressionsbedingten Erektionsstörungen sollte die Ursache, also die Depression, behandelt werden
PDE-5-Hemmer behandeln effektiv die Symptome einer psychischen Erektionsstörungen
Chefarzt Urologie Asklepios Klinik Altona, Hamburg
"Nicht selten kommt es vor, dass Männer mit Erektionsproblemen über Lustlosigkeit, gedrückte Stimmung und Erschöpfung klagen. Hier kann die Einnahme von PDE-5-Hemmern wie Sildenafil helfen: Das Potenzmittel behebt die Erektile Dysfunktion, woraufhin Ängste gemindert und neues Selbstbewusstsein erlangt werden kann."
Vorübergehende Phasen von Lust- und Freudlosigkeit hat nahezu jeder schonmal erlebt. Dauert so eine Phase jedoch an und beeinträchtigt unentwegt das Denken, Handeln und Fühlen einer Person, spricht man von einer Depression. Eine Depression ist eine ernste psychische Erkrankung, die fast immer behandlungsbedürftig ist und die Lebensqualität der Betroffenen enorm einschränkt.
Abhängig von Anzahl und Schwere der Symptome wird zwischen einer milden, mittelgradigen und schweren Depression unterschieden. Die Symptome variieren dabei von Person zu Person und können sich sehr unterschiedlich äußern. Generell unterscheidet man jedoch zwischen den 3 Hauptsymptomen und vielen verschiedenen Nebensymptomen - hier nur einige aufgeführt:
Abbildung: Haupt- und Nebensymptome einer Depression
jungen, gesunden Männern ist es sehr wahrscheinlich, dass die Erektile Dysfunktion psychisch bedingt ist. Startpunkt ist dabei meist eine einmalige Erektionsstörung, welche Versagensängste und Leistungsdruck auslöst, welche wiederum die Fähigkeit, eine Erektion zu bekommen, erschweren. Mit den gescheiterten Versuchen einer Erektion schwindet das Selbstbewusstsein und man(n) zieht sich zurück. Kurz: Die Männer rutschen in einen Teufelskreis.²
Psychisch bedingte Erektionsstörungen können neben einmaligem körperlich bedingtem Versagen durch verschiedene psychische Gegebenheiten ausgelöst und aufrechterhalten werden:
Sind Männer seltener depressiv als Frauen?
Frauen wird fast zweimal so häufig eine Depression diagnostiziert wie Männern. So liegt nach einer Studie des Robert-Koch-Instituts die Prävalenz von depressiven Erkrankungen in Deutschland bei Frauen bei 10,2% und bei Männern bei 6,1%.¹
Diese Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Studien weisen darauf hin, dass viele Männer mit Depressionen andere Symptome erleben als Frauen² - und dass die Differenz zwischen Mann und Frau durch die Berücksichtigung solcher alternativen Symptome einer Depression (z.B. Wut, Aggressivität oder Substanzkonsum) wieder eliminiert wird.³
Abbildung: Wechselwirkung zwischen Depression und Erektiler Dysfunktion
Eine Erektion entsteht im Kopf. Kein Wunder, dass Männer mit depressiven Erkrankungen keinen hochbekommen. Denn negative Gedanken, Leere und ein geringes Selbstvertrauen sind alles andere als luststeigernd. Hinzu kommt häufig eine Antriebs- und Interesselosigkeit, welche die Lust auf Sex im Keim erstickt. Die Folge sind Erektionsprobleme und der Rückzug von sexuellen Aktivitäten.⁴
Neben der Depression an sich können behandelnde Medikamente, sogenannte Antidepressiva, als Nebenwirkung Erektionsstörungen beim Mann verursachen und verstärken. Von Relevanz sind hier insbesondere serotonerge Antidepressiva (z.B. Citalopram oder Paroxetin). Auch das Absetzen von Antidepressiva, insbesondere von SSRIs (Selektiven Seretonin-Wiederaufnahmehemmern), kann sexuelle Funktionsstörungen provozieren und die Männer somit in eine Abwärtsspirale ziehen.
Anhaltende Erektionsstörungen füttern Selbstzweifel und Versagensängste. Die betroffenen Männer ziehen sich zunehmend von sexuellen Aktivitäten zurück und stellen ihre Leistung in Frage. In der Folge können depressive Erkrankungen entstehen.⁵
Einige Symptome weisen klar darauf hin, dass eine Erektionsstörung psychisch bedingt ist und keine organischen Ursachen hat:
Bei einer Erektiler Dysfunktion durch Depressionen ist der wichtigste und nachhaltigste Ansatz die Behandlung der Ursache selbst. Die Behandlung von depressiven Erkrankungen ist ein Fall für Arzt und Psychologe und baut meist auf zwei Säulen auf:
Psychologische Behandlung
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat sich bei Depressionen als besonders wirksam erwiesen.⁶⁷ Bei der KVT werden destruktive Denk- und Verhaltensmuster aufgelöst und durch neue, positive Kognitionen und Handlungen ersetzt.
Während der psychologischen Behandlung einer Depression können auch die Ursachen einer Erektilen Dysfunktion identifiziert und bearbeitet werden. Werden außerdem noch Partner oder Partnerin mit einbezogen, können falsche Erwartungen und Ängste abgebaut und die Basis für das gemeinsame Sexleben verbessert werden.
Medikamentöse Behandlung
Während einer Depression sind zahlreiche Abläufe im Gehirn verändert und insbesondere die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin aus dem Gleichgewicht. Durch die regelmäßige Einnahme von Antidepressiva kann der Gehirnstoffwechsel normalisiert und die depressiven Symptome gemindert werden.⁸
Beeinflussen die Antidepressiva Libido und Erektionsfähigkeit, sollten mit dem behandelnden Arzt folgende Optionen besprochen werden:
Der Wechsel oder die Dosisänderung des Antidepressivums
Das Einführen von Einnahmepausen
Die Einnahme von Aphrodisiaka und PDE-5-Hemmern
Bei milden und mittelgradigen Depressionen sind Potenzmittel eine gute Wahl, um die psychische Erektionsstörung zu behandeln. Placebokontrollierte, randomisierte Studien zeigen, dass PDE-5-Hemmer wie Sildenafil bei depressiven Männern Erektionsprobleme aufheben und das Sexleben verbessern können.⁹
Bei schweren Depressionen können PDE-5-Hemmer häufig nichts ausrichten. Der Grund: Bei schweren depressiven Erkrankungen ist die Lust auf Sex sehr gering ausgeprägt - diese ist jedoch Voraussetzung für sexuelle Erregung - welche wiederum die Basis für die Wirkung von PDE-5-Hemmer darstellt. Ergo: Die einzige Behandlungsmethode ist das Angehen der Depression mit einem Arzt oder Psychologe.
Depression behandeln mit PDE-5-Hemmern - ist das möglich?
Sind depressive Symptome Folge von Erektiler Dysfunktion, ist die Behandlung mit PDE-5-Hemmern, wie Sildenafil und Tadalafil, besonders erfolgversprechend.¹⁰ Die durch Potenzmittel unterstützte positive sexuelle Erfahrung kann das Selbstbewusstsein bezüglich der eigenen sexuellen Performance wieder aufbauen und somit zum einen die depressiven Symptome und zum anderen die psychische Erektionsstörung beheben.¹¹
¹https://de.statista.com.login.bibproxy.whu.edu/statistik/daten/studie/233487/umfrage/praevalenz-von-depressionen-nach-geschlecht-alter-und-sozialem-status/
²American Psychiatric Association. Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders.4th ed, text revision. Washington, DC: American Psychiatric Association; 2000.
³Martin, L. A., Neighbors, H. W., & Griffith, D. M. (2013). The experience of symptoms of depression in men vs women: analysis of the National Comorbidity Survey Replication. JAMA psychiatry, 70(10), 1100-1106.
⁴Shiri R, Koskimäki J, Tammela TLJ, et al. Bidirectional relationship between depression and erectile dysfunction. J Urol. 2007;177:669-673.
⁵Shabsigh R, Klein LT, Seidman S, et al. Increased incidence of depressive symptoms in men with erectile dysfunction. Urology 1998;52:848-852.
⁶Butler, A. C., Chapman, J. E., Forman, E. M., & Beck, A. T. (2006). The empirical status of cognitive-behavioral therapy: a review of meta-analyses. Clinical psychology review, 26(1), 17-31.
⁷van Straten, A., Geraedts, A., Verdonck-de Leeuw, I., Andersson, G., & Cuijpers, P. (2010). Psychological treatment of depressive symptoms in patients with medical disorders: a meta-analysis. Journal of psychosomatic research, 69(1), 23-32.
⁸Undurraga, J., & Baldessarini, R. J. (2012). Randomized, placebo-controlled trials of antidepressants for acute major depression: thirty-year meta-analytic review. Neuropsychopharmacology, 37(4), 851-864.
⁹Nurnberg, H. G., & Hensley, P. L. (2003). Sildenafil citrate for the management of antidepressant-associated erectile dysfunction. Journal of Clinical Psychiatry, 64, 20-25.
¹⁰Seidman, S. N. (2002). Exploring the relationship between depression and erectile dysfunction in aging men. The Journal of clinical psychiatry.
¹¹Seidman, S. N., Roose, S. P., Menza, M. A., Shabsigh, R., & Rosen, R. C. (2001). Treatment of erectile dysfunction in men with depressive symptoms: results of a placebo-controlled trial with sildenafil citrate. American Journal of Psychiatry, 158(10), 1623-1630.